Beschreibung
Wer oder was verbarg sich hinter dem Namen Athanasius Kircher S. J.? Anhand der Analyse des gedruckten Œuvre Kirchers, seiner Korrespondenz sowie seiner zahlreichen Wissenspräsentationen nördlich und südlich der Alpen untersucht der Band die Fabrikationsmechanismen der Kircher-Figur und seiner Wissenschaft. Die Studie zeigt, dass es sich bei Kircher nicht nur um einen jesuitischen Gelehrten und Autor zahlreicher Publikationen handelte, sondern um ein mehrhändig betriebenes Unternehmen. Kircher war ein Produkt des Buchmarktes, sein Name fungierte als Markenzeichen für exklusives und spektakuläres Wissen sowie für großformatige und reich illustrierte Bücher. Diese Perspektive ermöglicht eine neue Sicht auf die hinter dem Gelehrten im Verborgenen liegenden Mechanismen der Wissensgenese ‒ und ebenso auf die kollektiv betriebenen Prozesse der Produktion, Zirkulation und Distribution von Wissen. Die räumlichen Bedingungen, die Kirchers Wissen konstituierten, die Netzwerke, in denen es zirkulierte, und die zahlreichen Akteure, die an der Produktion und Vermarktung beteiligt waren, zeigen nicht den strategischen Unternehmer Kircher, sondern eine äußerst dynamische Werkstatt Kircher.
Autorin
Tina Asmussen hat Geschichte und Germanistik an der Universität Basel studiert und wurde mit einer Arbeit zu Athanasius Kircher an der Universität Luzern promoviert. Gegenwärtig arbeitet sie am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin an ihrem zweiten Buch, das sich dem frühneuzeitlichen Bergbau und der Metallkultur in Mitteleuropa zuwendet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wissens- und Sammlungsgeschichte der Frühen Neuzeit, Wirtschaftskulturgeschichte sowie Bild-, Medien- und Kommunikationsgeschichte.