Beschreibung
Birgitt Borkopp-Restle hat die Erforschung der angewandten Künste auf vielfältige Weise geprägt. Mit ihrem Forschungsansatz, das Objekt als Ausgangspunkt und primäre Quelle zu betrachten, hat sie wesentlich zur Etablierung der Objektforschung in der deutschsprachigen, universitären Kunstgeschichte beigetragen. Der Schärfung und Aktualisierung der Methoden der Textilforschung widmete sie dabei besondere Aufmerksamkeit.
Der vorliegende Band umfasst 24 Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Museen, Universitäten und der Konservierung-Restaurierung, deren Werdegang durch die Jubilarin als Mentorin, Vorgesetzte und Professorin maßgeblich geprägt wurde. Sie fokussieren auf (Ge-)Schichten ausgewählter Objekte der angewandten Künste und spannen dabei einen Bogen von der Spätantike bis ins frühe 20. Jahrhundert, von New York bis nach Jaipur. Sie stellen Fragen nach der Materialität und Herstellung von Objekten sowie nach deren historischer Funktion und Rezeption. Damit widerspiegeln sie das Forschungsspektrum der Jubilarin und ihr Ziel einer umfassenden und interdisziplinären kunst- und kulturhistorischen Kontextualisierung von Kunstwerken.
Inhalt
Geleitwort von Barbara Welzel: Objekt(ge)schichten und das »Imaginäre Museum der textilen Künste«; Geleitwort von Barbara Schellewald: (K)ein Mittelalter ohne Byzanz?; Lea Hunkeler: Ein Schaffhauser Tischteppich aus dem 16. Jahrhundert verbindet östliche und westliche Textiltraditionen; Anna Jolly: Eine persische Schärpe aus der Schatzkammer des Maharadschas von Jaipur; Nazanin Hedayat Munroe: Dervish Kings and Sufi Silk: Weaving the Image of Majnun in the Early Modern Persianate World; Corinne Mühlemann: Kostbar bekleidet – Die Siegelhüllen eines Ablassbriefes aus dem Stiftsarchiv St. Gallen; Tanja Kohwagner-Nikolai: Das Bamberger Antependium und seine Inschriften; Romina Ebenhöch: Zwischen Miniatur und Signatur. Zur miniaturisierten Selbstdarstellung von Nonnen als Produzentinnen von Textilien in Wirkereien um 1500; Annina Dosch: Die Kasel von Breil. Eine Tiroler Stickerei aus Graubünden; Andrea Mayerhofer-Llanes: Eine blühende Verbindung. Die Tucher-Taufdecke; Dominique Wyss: »Sehet, der Träumer kommt daher«. Zwei Rekonstruktionsversuche der Bettbordüre aus dem Schloss Oberdiessbach; Katja Schmitz-von Ledebur: Schicksalhafte Begegnung – der Erzengel Rafaël auf einer Reise mit Tobias. Eine neu erworbene Tapisserie des 16. Jahrhunderts im Kunsthistorischen Museum Wien; Ariane Koller: Macht und Mobilität. Der Krönungswagen Kaiser Karls VII.; Isabelle Schorer: Musikalische Praxis und Objektkultur an den Fürstenhöfen der Frühen Neuzeit: Gedanken zu historischen Prunkinstrumenten am Beispiel der Viola da Gamba von Joachim Tielke; Jonas Leysieffer: Die Bekleidung der Füße – Vormoderne Gebrauchspraktiken und Gestaltungsparadigmen von Herrenschuhen; Jörg Richter: Von der Tragweite einer Robe. Das ungarische Krönungskleid der Kaiserin Elisabeth; Andrea Franzen: Der Galaanzug von Jacques Necker. Ein Herrenkostüm am Vorabend der Französischen Revolution; Eva Labson: Tasteful Imitation: An Example of Novelty and Innovation in Elite Self-Presentation; Annette Kniep: Kindliche Inszenierung – Das Kleid der Johanna Henriette von Sinner (1764–1847); Lea Rother: Die Tüllhaube der Barbara Maria Jordan; Klára Němečková: Von Walter zu Irmgard. Ein Konvolut an Textilentwürfen von Irmgard Harras für die Deutsche Werkstätten Textilgesellschaft – Dewetex; Stefanie Seeberg: Marie Schuette, Tristan und die vernachlässigte Sticktechnik. Eine Episode aus der 500-jährigen Objektgeschichte eines Wandbehangs mit Szenen aus der Tristanlegende im GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig; Anke G. Weidner: Von Ägypten nach Berlin – die 1300-jährige Geschichte einer spätantiken Tunika; Nora Baur / Daniela C. Maier: Fehlende Objekte. Strategien und Innovationen in Kunstgewerbemuseen des 19. Jahrhunderts
Herausgeberinnen
Annette Kniep ist Kunsthistorikerin mit Schwerpunkten in Angewandter Kunst und Textilien, ihr Fokus liegt dabei auf sozialen und gesellschaftlichen Fragestellungen. Sie arbeitet als Kuratorin im Bernischen Historischen Museum in Bern.
Dr. Daniela C. Maier ist Kunsthistorikerin und Provenienzforscherin. Zu ihren fachlichen Schwerpunkten zählen Museums- und Sammlungsgeschichte, Goldschmiedekunst sowie materielle Kultur des 19. Jahrhunderts.
Dr. des Nora Baur ist ursprünglich Textilkonservatorin und -restauratorin und hat am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern promoviert. Sie leitet das Museum Neuthal zur Textil- und Industriekultur im Zürcher Oberland.