Beschreibung
Die im 15. Jahrhundert für Poligny in der Freigrafschaft Burgund geschaffenen Skulpturen bilden nach den Werken der Kartause von Champmol das zweitgrößte Ensemble burgundischer Skulptur des ausgehenden Mittelalters. Die in situ sowie in Pariser und New Yorker Museen erhaltenen, zumeist lebensgroßen Steinskulpturen zitieren die Werke der Hofbildhauer Claus Sluter und Claus de Werve in hohem Maße. Geschaffen wurden sie für die Dominikanerkirche und für die vom burgundischen Hof geförderten Neubauten eines Klarissenkonvents und der Stiftskirche Saint-Hippolyte, mit denen die Herzöge ihre Landesherrschaft in der Provinz Franche-Comté demonstrierten. Mehrere aus Poligny stammende herzogliche Ratgeber ließen in Saint-Hippolyte Privatkapellen einrichten, deren skulpturale Ausstattung den Anspruch der Stiftungen unterstreicht. Sie gewähren Einblicke in die spätmittelalterliche Memorial- und Frömmigkeitspraxis und zeugen zugleich vom wachsenden Einfluss bürgerlicher Eliten am Hof der Herzöge von Burgund.
Autorin
Sabine Witt studierte an der Technischen Universität Berlin Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft. 2006 erfolgte ihre nun vorliegende Promotion, die durch ein Forschungsstipendium des DAAD und ein Studienjahr am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris gefördert wurde. Von 2004 bis 2006 war sie als wissenschaftliche Volontärin und Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum in Berlin für die Ausstellung »Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation« tätig, dannach arbeitete sie dort als Kuratorin einer Ausstellung zum reformierten Protestantismus in Europa.